Mit Josh zusammen zu leben war wirklich witzig. Es war alles in Allem eine schöne Zeit! Allerdings hat alles sein Ende, er tritt sein Jahr jetzt in Libano an. Ich hatte mich gerade darauf eingestellt meinen ersten Arbeitstag anzufangen, alleine zu leben, Schulden mit Joshua zu berechnen und zu begleichen und Ebbe im Kühlschrank zu haben, als mein Handy während des Abschlusstests in der Uni klingelte. Es kommt 1. immer anders und 2. als man denkt.
Man erklärte mir folgende Situation:
(Liebe Verwandte und Freunde, bitte macht euch keine Sorgen! Ich werde hier in keine gefährlichen Situationen gebracht. Ich bin in den allerbesten Händen –Safety first!)
Es wurde in der letzten Woche eine Liste mit Morddrohungen veröffentlicht, die vom Paramilitär ausgehen. Diese Drohungen gehen größtenteils gegen NGOs, Bildungseinrichtungen und Friedensorganisationen, all diejenigen, die Bildung und Aufklärung (der Rechte) in Kolumbien vorantreiben. Das steht entgegen dem Interesse des Paramilitärs, welches sich größtenteils aus Reichen zusammenschließt, die in vielen hohen Ämtern und Positionen sitzen und schon mal die Fäden zu ihren Gunsten ziehen. Diese profitieren von der derzeitigen Situation und möchten deshalb auch keine Veränderung haben. Oftmals bilden sie ihre Armeen aus mittelloseren Menschen, die sie dafür bezahlen. Somit sind ihnen Organisationen wie, die unseren ein Dorn im Auge, da ihre Aufklärung und Bildung das Volk mobilisieren könnte. Oftmals geht es darum, Angst zu machen und auf diesem Wege zu erzielen, dass die Einrichtungen ihre Arbeiten stoppen.
Leider kommen diese Drohungen schon mal vor, bisher ist es aber meist nicht allzu ernst geworden. Selena ist demnach erstmal aus Bogota raus, zur Sicherheit, bis sich die Situation wieder beruhigt/geklärt hat. Natürlich sind Anzeigen erstattet und der Staat ist informiert.
Ich gewähre Selena derzeit „Asyl“ hier in Ibagué und in meiner Bude ist wieder etwas los! Ich freue mich darüber nicht alleine zu leben, auch wenn die Umstände natürlich alles andere als schön sind. Es heißt jetzt Abwarten. Somit tritt Selena mit mir meine erste Arbeitswoche bei Concern Universal an! Ich freue mich sehr und bin gespannt, was mich dort erwartet. Endlich werden mal meine Gastgeschenke zum Einsatz kommen und ich teste weiter mein Spanisch. Natürlich berichte ich davon noch! Wenn ich mich dann ein wenig eingegroovt habe, werde ich mir einen Ort suchen, wo ich unter der Woche tanzen kann, ich habe dafür schon ein paar Kontakte geknüpft :)
Wir versuchen hier jetzt erst einmal ein bisschen Alltag einkehren zu lassen, nach einem ziemlich aufregendem Monat.
Ich möchte an dieser Stelle verdeutlichen, dass ihr euch wirklich keine Sorgen machen braucht. Ich habe mich dazu entschlossen diesen Eintrag zu veröffentlichen, um euch über die Situation und das Geschehen hier vor Ort aufzuklären und nicht um euch Angst zu machen. Ich denke einfach, dass es neben all den schönen Dingen, die wir hier erleben und kennenlernen auch dazu gehört und ebenso eine Seite von Kolumbien ist, wie die bunte, herzliche und freudvolle. Mir ist es wichtig euch das Kolumbien wie ich es erlebe möglichst nahe zu bringen. Wir werden in keine bedrohlichen Situationen gebracht, sobald es einmal kritisch sein sollte, arbeitet hier alles schnellstens Hand in Hand. Selenas Situation ist dafür das beste Beispiel! Uns geht es gut!