Letztes Wochenende fuhren wir durch wunderschöne Andenlandschaften (entschuldigt, wenn ich mich da wiederhole, aber diese Landschaften sind atemberaubend) nach Libano. Wir sollten dort das „Hogar del nino“ und „Creamos“ besuchen, die weiteren Einsatzstellen des BDKJs und damit zukünftigen Arbeitsorte von Joshua. Wir trafen Selena, die von Bogota anreiste, bei Sulay, der Gastmutter von Joshua. Das Wochenende schliefen wir alle zusammen bei ihr im Haus. Es gab ganz traditionelles Essen, was bedeutet:
Eine Suppe zur Vorspeise, Reis, Arepa (Maisfladen), ein Haufen Fleisch und eine Kochbanane. Dazu ein frischgepresster Saft. Leider verliere ich langsam den Überblick bei den ganzen Früchten hier. Meist bekommst du einen Namen gesagt, mit dem du aber so oder so nichts anfangen kannst, da es die Frucht in Deutschland kaum oder gar nicht gibt. Aber eins kann ich mit Sicherheit sagen: Sie sind allesamt lecker! Ich schwebe im Obsthimmel :)
Dagegen gehen mir der Reis und das Fleisch auf den Keks :D Aber das ist erst der Anfang eines sehr reisigen und fleischigen Jahres!
Das Hogar ist ein Heim für Jungs, die aus verschiedensten Gründen aus ihren Familien genommen werden und nach spätestens einem Jahr wieder neuintegriert werden sollen. In der Zwischenzeit arbeitet das Hogar intensiv mit der Familie und dem jeweiligen Jungen an dem entsprechenden Problem, damit dies auch möglich ist. William, der Chef, stellte uns den Jungs und Mitarbeitern vor.
Die Zeit verflog an diesem Wochenende, es war wie ein Kurzurlaub.
Wir bestiegen „La Polcka“, einen Berg am Rande Libanos, auf dem man einen unglaublichen Blick auf das Städtchen und die Berge ringsum hat. Dreht man sich um, schaut man auf den „Nevado del Ruiz“, einen aktiven Vulkan und der höchste Berg Tolimas. Seine Spitze ist mit Schnee bedeckt und wir haben noch vor ihn dieses Jahr zu besteigen. Oben auf „La Pulcka“ fühlt man sich wie „en el pico del mundo“. Ich wollte gar nicht wieder herunter. Die gute Sache daran ist, dass wir das nächste Mal Zelt, Isomatte und Bier einpacken und dort übernachten werden, um Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu gucken :)
Alles in allem ist Libano ein paar Besuche wert und ich freue mich schon auf das nächste Mal im Kaffeestädtchen!
Anders als an den Universitäten in Deutschland, spielt sich hier das Leben auf dem Campus ab. Überall gibt es Essensstände, Gruppen sitzen zusammen, spielen Gitarre und singen. Ein paar Studenten spielen Basketball, andere stehen daneben an einer Feuertonne, wieder andere spielen Musik über Boxen. Ein friedlicher Protest gegen die schlechten Konditionen mithilfe von Musik. Ich bleibe gerne nach dem Kurs noch etwas dort, man lernt schnell Menschen kennen und allgemein ist es einladend dort zu bleiben. Gestern Morgen kamen wir nicht auf den Campus, da die Tore geschlossen waren. Eine Studentin kletterte auf das Eingangstor und sprach zu den Studenten. Es handelte sich um laufende Gespräche mit dem Direktor, Studenten und Vertretern der einzelnen Fakultäten und darum, dass die Studenten für ihre Rechte einstehen sollten. Eine Viertelstunde später öffneten sich dann unter Beifall der Mitstudenten die Tore. Heute hatten Studenten eine Straßenblockade aus Klassenzimmermöbeln gebaut. Es scheint sich was zu tun..